Eins bin ich euch ja noch schuldig! Obwohl der Motor ja wie berichtet wieder sehr gut lief, habe ich die Injektorwerte nach dem Reinigen natürlich noch mal überprüft. Nicht sofort, sondern erst nach ein paar hundert bzw tausend Kilometer. Die Lernwerte waren ja zurück gesetzt und über die folgenden Kilometer lernt das Steuergerät anhand der ganzen Sensorik wie die Einspritzung zu steuern ist. Lange Rede, kurzer Sinn. Hier der „neue Stand“.
Im Vergleich zum alten Stand vor dem Reinigen ist es um einiges besser geworden. Die Werte liegen deutlich näher beieinander. 😉
Der Titel verrät es schon, ich möchte euch aber noch den Rest der Handlungen rund um die Injektoren meines BMW erzählen. Wo waren wir hängen geblieben? Die Injektoren waren alle geborgen, die Schächte von ihren Kupferdichtungen befreit und gereinigt, alle Injektoren sind von mir noch mal zerlegt worden. Quasi alles auf Anfang mit der Reinigung. Artur überprüft ob ich richtig gearbeitet habe. 😉
Jede einzelne Düse haben wir mit Diesel befüllt und mit Druckluft versuchten wir diese kleine Menge durch die Schusskanäle zu pressen. Weil das so schnell ging, und das menschliche Auge dem nicht folgen kann, haben wir dieses in slow-motion Videos versucht fest zu halten. Ein Hoch auf die Technik mit der alle aktuellen Handys ausgestattet sind.
Als das Final bei allen sechs Injektoren geschehen war ging es ans zusammen und wieder einbauen derselben. Viele Fotos existieren davon leider nicht, ist aber ähnlich dem auseinander, nur anders herum. 😉
Mit neuen O-Ringen am Schaft und neuen Kupferscheiben an der Spitze kam einer nach dem anderen wieder an seinen alten Platz. Wir haben also alles wieder zusammen gebaut, angeschlossen und ich habe meinen Laptop genutzt um die Lernwerte zurück zu setzten. Das sollte nach der Reinigung immer geschehen, beim Tausch gegen andere Injektoren sollten diese im Steuergerät über die aufgelaserte Nummer eingetragen werden. Jetzt heißt es hoffen und beten das wir alles richtig gemacht haben.
Da die Leitungen alle leer waren brauchte es etwas Zeit um die Rail sowie die einzelnen Druckleitungen und Injektoren wieder zu füllen. Danach sprang der Motor aber wie gewohnt an und lief in der Ruhe die nur ein Reihensechszylinder bieten kann. Erst als wir an diesem Punkt angekommen waren, aber auch wirklich erst da, meinte Frank, er hat bis zum Schluss daran gezweifelt ob die ganze OP auch wirklich funktioniert. Jetzt wissen wir aber alle wie es läuft und der „Schrecken“ rund um das Thema Injektoren ziehen und zerlegen ist gar keiner…
Mir bleibt nur eines über. Nochmals Vielen Dank an meine beiden Helfer Artur und Frank auszusprechen. Es war mir wie immer ein Vergnügen. Ihr habt einen Gut bei mir!
Wie es geht wenn alles noch geschmeidig sitzt haben wir ja bis zum dritten Injektor gesehen, das war der eine den ich beim ausziehen gefilmt habe, die Nummer darauf war ja auch schön zu lesen. Bei Injektor Nummer 4 angekommen stellten wir fest das sich da schon mal jemand dran versucht hatte, ein Stück vom Gewindestift der Halteklammer fehlte nämlich. Jetzt also doch das Worst-Case-Szenario, das wovor alle Angst haben die sich selbst daran wagen. In dem Fall war Frank aber gut vorbereitet und hat sich einen Koffer mit Spezialwerkzeug zum Injektoren ausziehen besorgt.
Um das anzusetzen muss aber der Injektor im Auto teil zerlegt werden, heißt die Magnetspule abschrauben und hoffen das der Kleinkram darunter nicht im Motorraum verteilt wird. Ließ sich alles bewerkstelligen, vielen Dank an meine beiden Fachkräfte die sich die ganze Zeit voll rein gekniet haben und unermüdlich dafür sorgen das wir dem Ziel näher kommen. Ist die Spule ab kann auf das „frei gewordene“ Gewinde ein Abzieher mit Anschluss für einen Gleithammer aufgeschraubt werden und dann hilft nur noch rohe Gewalt. 5 Kilo Stahl gleiten dann an der Stange auf und ab und sollen mit den gezielten Schlägen dafür Sorgen das der Kopf den Injektor frei gibt. Schaut es euch an, auch hier ein kleines Video.
Was dann zum Vorschein kommt spiegelt sich in den Werten der Mengenkorrektur wieder die wir ja vorher ausgelesen hatten. Da sitzt richtig viel Kohle dran, Öl, Diesel, Ruß alles fein vermischt und über die Jahre schön hart geworden. Dann kann sowas auch mal klemmen, aber jetzt ist er ja raus. Im Schacht sieht es nicht besser aus, auch da Mengen an Rückständen.
Wo wir das Werkzeug gerade ausgepackt hatten zeigte sich die gute Investition, der 5. Injektor saß ebenfalls ordentlich fest und wollte auch nur mit Gewalt seinen über die Jahre lieb gewonnenen Platz frei machen. Es gelang uns aber am Ende des Tages alle Injektoren zu ziehen, die ersten drei waren auch schon im Bad und wieder zusammengebaut, blieben für den nächsten Tag noch drei zum Reinigen, die Schächte zu säubern und die Dichtscheiben zu bergen sowie alles wieder zurück zu bauen. Mit dem guten Gefühl ging es erst mal nach Hause, stolz berichtete ich wie weit wir doch schon sind und das bislang alles geklappt hat. Erst mal auf Couch und paar Videos zu dem Thema auf YouTube schauen. Es ließ mich nicht los und ich wollte mehr Infos zu dem ganzen in mich aufsaugen. Ich weiß nicht ob es eine gute oder schlechte Idee war mit den Videos, am nächsten Morgen berichtete ich eifrig wie Professionell aufgestellte Firmen das ganze bearbeiteten und entschloss mich die Drei „fertigen“ Injektoren noch mal auseinander zu nehmen und ein weiteres mal baden zu lassen um sie zu guter letzt noch mit etwas Diesel und Druckluft durch zu pusten damit ich sehen konnte ob die Schusskanäle wirklich frei von allen Rückständen waren.
In der Zwischenzeit gingen Artur und Frank auf die Suche nach den Dichtungsscheiben zweier Injektoren, es sind leider nicht alle beim Ausziehen mit raus gekommen. Die zwei Injektoren die Stramm saßen ließen die Dichtungsscheiben im Schacht zurück. Artur und Frank haben aber abwechselnd mit einem Schweißdraht in den Schächten gefummelt und sie letztendlich auch heraus bekommen. Abschließend sind die beiden mit einem Akkuschrauber und dem Bürstenaufsatz, den Frank ebenfalls für die OP besorgt hatte, sowie einem Staubsauger bewaffnet durch die Schächte gegangen und haben sämtlichen Schmutz ab und heraus getragen. Schaut es euch an, so sollte ein Injektorschacht aussehen.
Endlich geht es ans eingemachte! Über das Thema „Dieselinjektoren ziehen“ gibt es ja alles, vom Schauermärchen bis hin zu Meinungen es wäre gar nicht der Rede wert. Um das für die Fachlich nicht so auf dem Stand der Dinge befindlichen Leser unter euch mal genau zu erläutern. Die Injektoren sitzen im Zylinderkopf und schauen mit der Spitze ein klein wenig in den Brennraum, durch sie wird der Diesel in kleinen feinen Schusskanälen direkt in den Brennraum injiziert. An der Spitze herrscht der Druck sowie die Verbrennungstemperatur des Zylinders und die Injektoren können über die Jahre verkoken sowie richtig fest gebacken sein und etwas stramm in den Schächten sitzen. Ein Schaubild zeigt hier sehr schön wie es aufgebaut ist. Rot eingekreist der Übeltäter, in meinem Falle gleich Sechs Stück davon. Hier nur einen oder zwei instand zu setzen macht keinen Sinn, wenn man schon mal soweit am Motor ist können am besten alle raus und auf den Zahn gefühlt werden.
Der Plan stand, die Zeit lief, all zu lange sollte das nicht gut gehen mit einem so unrund laufenden Motor zu fahren. Ich habe es auf das nötigste beschränkt und wir hatten schnell einen Termin gefunden an dem wir den Plan in die Tat umsetzen konnten. Es sollte Freitag nach der Arbeit los gehen und wenn alles gut läuft am Samstag schon wieder laufen, ohne die Nacht durch zu machen. Aber Sechs Injektoren ziehen, auseinander bauen und reinigen sowie die Schächte instand zu setzen ist nicht mal eben gemacht. Frank und Artur stehen mir zur Seite, alle etwas skeptisch ob das wohl was wird, gemacht hatte das bis dahin noch keiner von uns. Ohne Anfang aber auch kein Ende, also Ärmel hoch gekrempelt und rein ins Vergnügen.
Als erstes und wie Überall heute erst mal den Motor freilegen, Akustikverkleidung nennt es der Bayrische Ingenieur. Viel Wort für das bissl Plaste. Raus damit, ebenso die Ansaugbrücke, Stecker und Hochdruckleitungen an der Rail und den Injektoren gelöst, etwas beiseite gedreht, das halbe Dutzend durchnummeriert damit auch nix durcheinander kommt, Ansaugkanäle im Kopf abgedeckt damit auch ja nix in den Motor fallen kann. Sieht dann fast schon wie im OP aus. Soll ja keiner am Ende sagen wir geben uns keine Mühe und arbeiten nicht Sorgfältig genug.
Im besten Fall kommt der Injektor so schön raus wie der im Video. Halteklammern lösen, bissl drehen, wackeln und dran ziehen und schon ist er raus. Da liegt er nun in seiner ganzen Pracht und weiß gar nicht wie ihm geschieht.
Jetzt geht´s den Injektoren der Reihe nach an den Kragen, dafür hab ich mir eine kleine Haltevorrichtung gefräst damit sie sicher und fest sitzen um die Überwurfmutter zu lösen. Ist die Überwurfmutter erst mal gelöst kann vorsichtig und am besten über einem Tuch oder einer Auffangschale die ganze Spitze auseinander gedreht werden. Es sitzen viele Kleinteile drin, deshalb die gebotene Vorsicht. Das kleine Plättchen auf dem folgenden Bild hat gerade mal einen Durchmesser von 2,3 mm und ist nur 1,3 mm dick. Wenn das mal weg ist, stehen die Chancen schlecht es wieder zu finden.
Aus der Spitze wird jetzt noch die Nadel gezogen und die ganzen Kleinteile kommen dann in einen nummerierten Becher. Die sollten nach Möglichkeit nicht durcheinander geraten da sie aufeinander passend gearbeitet wurden und sich auch jahrelang miteinander eingearbeitet haben. Das ganze habe ich mit einem ordentlichen Schuss Rauchharzentferner in heißem Wasser eingelegt und jeweils ne halbe bis eine ganze Stunde in einem Ultraschallreinigungsgerät baden lassen. Das Ultraschallgerät ist ein Handelsübliches Haushaltsgerät mit 600ml Fassungsvermögen und ca 50 Watt Leistung. Es hat sich als vollkommen ausreichend heraus gestellt, wie schon gesagt, gemacht hat das von uns noch keiner vorher.
Wie einige wissen bin ich Fan der Marke mit dem Propeller und fahre natürlich auch einen. Genau genommen einen BMW 525d Touring E39, Baujahr 2003, ausgestattet mit einem Commonrail Dieselmotor ohne Partikelfilter. Mein Diesel legt noch richtige Rußteppiche auf die Straße, auch bedingt durch die Auspuffform. Die Bezeichnung des Motors ist M57D25, Laufleistung etwas über 300.000 km. Irgendwann, so wie bei allen Modernen Diesel, kommt der Tag an dem die Injektoren und/ oder die Hochdruckpumpe nicht mehr das macht wozu sie gebaut wurden. Diesen Tag sollte auch ich zu spüren bekommen. Mein Motor lief deutlich zu merken nicht mehr auf allen Zylindern gleichmäßig. Ein Video davon habe ich nicht gemacht, ich kann es euch also nur beschreiben. Mit dem Fehlerbild habe ich mich mit Frank kurz geschlossen und wir haben die Korrektur der Einspritzmenge jedes Injektors ausgelesen, liegen diese zu weit auseinander oder zeigen Maße an die nicht im Rahmen liegen kann man davon ausgehen das es der oder die Injektoren hinter sich haben. Meine Werte seht ihr auf dem folgenden Bild.
Volltreffer, wahrscheinlich. Injektor 3 und 5 liegen mit knapp 14mm³ korrigierter Einspritzmenge so weit auseinander das dieses schon den unrunden Motorlauf erklären kann. Eine Messung der Drehunförmigkeit zeigt das Zylinder 3 und 6 hinter den anderen hinterher hängen.
Während Frank immer die Meinung vertrat das die Injektoren ähnlich anderen Bauteilen am Auto reine Verschleißteile sind und bei Versagen komplett getauscht werden müssen habe ich einige Quellen aufgetan die eine Reinigung der Injektoren beschrieben und bebildert haben. Diesen Weg wollte ich gerne probieren, da mich selbst der Tausch mit überholten Injektoren ca 600€ bzw neuen ca 1800€ gekostet hätte. Beim Restwert meines Kfz also ein annähernd Wirtschaftlicher Totalschaden. Was ich dazu brauchte habe ich mir besorgt bzw Hilfe angefragt, alleine schraubt es sich ja auch lange nicht so schön wie mit anderen Verstrahlten.